Niemals war
Er in Hiroshima.
Auch Toronto, Beijing
Hat er niemals geseh’n,
Wie sein anderer Sohn.
Ein verbitterter Greis –
Da, dieses Passbild, das letzte –
Wartet dem Ende entgegen.
Nicht zu leugnen: Und du,
Du wirst ihm
Allemal ähnlicher!
Aber das Lachen, die Freude
Hast du gründlicher wohl,
Dauerhafter gelernt.
Dankbar bist du seit langem:
Dass du in Väterlichkeit
Mehr als nur Stümper geworden –
Er gab das Muster,
Das dich geformt.
Zwar den Brief aus Bornholm,
Der ihm für alles
Danken sollte – er ist
Ungeschrieben geblieben.
Doch auf dem Totenbett
Hast du’s ihm endlich gesagt:
Kein Versäumnis beschwert dich.
Sicherlich
War’n ihm die Söhne lieb
Auch, damit sie für ihn
Das erreichen, was ihm
Selbst versagt. Und kein Maß
Kannte damals sein Stolz,
Als du, gar ‚summa cum laude‘,
Nein, du für ihn, promoviert.
Fehler, wer hat sie nicht.
Doch Nazi –
Rings war es voll davon –
Das ist er niemals gewesen.
Unbehelligt gleichwohl
Kam er heil durch das ‚Reich‘ –
Unklar, wer ihn beschützt hat.
Was seine Ehe betrifft:
Glücklich mitnichten, ach nein! Doch
Jahre der Freude,
Späte, wohl auch:
Köln, das heitere, fern
Häuslichem Kleinkrieg.
Mailand hat er geliebt,
Auch Madrid – aber London
Blieb nur ein frühes Glück.
Anders sein Traum, dass er doch
Weiterlebt in den Söhnen.
(2000)
In memoriam patris mei