Du bist wie ohne Haut:
Wie ohne Hülle, die beschützt,
Die abwehrt, was von draußen
In dich dringen will.
Dein Leib – ein off’nes Tor,
Das alles einlässt, alles,
Den Abendwind, den Wolkenzug,
Das Frühlingsgrün, den Vogelruf,
Das Rauschen, das vom Meer her kommt:
Du lässt es ein – und nimmt doch nicht
Von dir Besitz, zieht durch dich hin,
Wie Vögel tun im Herbst,
Als wärst du Himmelsraum.
Wenn du hinausschaust in
Die Welt: auf Wolken vor dem Mond,
Auf Hügel, Meeresbuchten,
Wiesenhang und Wald,
So schaust du nicht hinaus
Auf andres, jenseits deiner:
Auch Reisen in die äußere
Sind Reisen in die Innenwelt,
Du bist im Draußen doch bei dir,
In deinem eignen Grund, der auch
Aus Bäumen, Teichen, Blumen spricht:
Das Schweigen draußen ist
Das Schweigen tief in dir
(2003)